Mittwoch, November 15, 2006

Kleine Unterschiede

So, jetzt wie versprochen, etwas zu den kleinen Unterschieden zwischen Frankreich und Deutschland:

Etwas was ich im Unterricht an der Sprachschule gelernt habe, ist die Rolle der Feuerwehr in Frankreich. Dort gibt es grundsätzlich Berufsfeuerwehr, diese ist der Armee unterstellt und die Feuerwehrleute wohnen mit ihren Familien zusammen in so etwas wie Kasernen. Man kann die Feuerwehr für alle möglichen Einsätze rufen, u.a. für nicht kritische, medizinische Fälle. Nur in lebensbedrohlichen Fällen ruft man den Krankenwagen. Und da die Feuerwehrleute so schicke Uniformen tragen und täglich, heldenhaft ihr Leben für andere aufs Spiel setzen, gelten sie als absolute Sexsymbole! In Deutschland nicht vorstellbar!

Was man schon eher kennt, ist, dass die Franzosen sich und auch Fremde mit Küsschen auf/neben die Wange (Bises) begrüßen, das empfinden sie als weniger persönlich als anfassen. Übrigens ist die Menge der Bises abhängig von der Region, in Paris sind es mit 4 die meisten!

Obwohl in Frankreich auf den Straßen ja wie bei uns rechts gefahren wird, fahren die Züge links. Und das gilt auch für Rolltreppen, man fährt also links hoch/runter und kommt rechts zurück.

Besonders stark ist mir auch die Art der Radfahrer aufgefallen, während einem in Frankreich Fahrer jeden Alters auf dem Rennrad mit Funktionskleidung begegnen, kamen mir am Rhein auf deutscher Seite erstmal nur wohlbeleibte Herren in Freizeitkleidung und Damenrädern entgegen, entweder fröhlich in der Gruppe oder mürrisch vor ihren Frauen herfahrend. Ok, das war jetzt etwas überspitzt, aber die Tendenz war deutlich!

Ja, und dann natürlich das Thema Essen!

Fangen wir mal beim Supermarkt an: Ich hatte das Gefühl, dass es dort wesentlich mehr Hypermarches gab, also sehr große Supermärkte, wie man sie hier von Metro oder Walmart kennt. Dort ist dann auch die Auswahl riesig, z.B. eine 20 m lange Regalwand für H-Milch, die gibt es im Allgemeinen in weißen, undurchsichtigen Plastikflaschen (sehr praktisch, warum gibt es das bei uns nicht!), nur die billigsten sind in Tetrapacks. Die gibt es dann in den drei möglichen Fettstufen, Billig- oder Qualitätsmilch, Biomilch, manche angereichert mit Omega-3 oder Magnesium, in 0.5l oder 1l usw. Einmal habe ich einer englischen Familie helfen müssen, die hilflos vor dem Regal standen und eigentlich nur ganz normale Milch kaufen wollten!

Es gibt im Supermarkt auch viele Fertigspeisen, allerdings praktisch nie gefriergetrocknet (Maggi, Knorr), sondern in Dosen oder tiefgefroren. Es gibt auch extra Geschäfte, die nur Tiefkühlprodukte haben.

Bei den täglichen Mahlzeiten sieht es auch etwas anders aus. Zum Frühstück isst man ein Croissant, etwas Baguette mit Marmelade oder Honig und viel Kaffee (meist mit Milch).

Mittags gehen viele (arbeitstätige) Franzosen schon im Restaurant essen, da gibt es dann meist extra günstigere und kleinere, leichtere Mahlzeiten. Als kleinen Snack isst man typischer Weise ein halbes, belegtes Baguette oder Panini (das gleiche, nur mit warmen, gegrilltem Brot). Vormittags, nachmittags und bis zum frühen Abend geht man gerne ins Cafe und trinkt Espresso (heißt dort aber einfach Cafe).

Die Hauptmahlzeit ist das Abendessen und beginnt niemals vor 19.30 Uhr, eher erst ab 20 Uhr. Da isst man dann oft ein Menu, die alle Restaurants anbieten. Die Menus sind preislich sortiert (z.B. 18 € - 24 € - 36 €) und bei jedem kann man zwischen 3-5 Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts wählen. Es gibt immer Brot dazu und man wird gefragt, ob man einen Aperitif (z.B. Kir oder Pastis) möchte. Dazu trinkt man Wein, Bier oder einfaches Wasser. Nach dem Dessert trinkt man oft noch ein Cafe (Espresso).

Während es in jedem Restaurant auch koffeinfreien Espresso gibt, bekommt man nur schwer alkoholfreies Bier.

So das ist ja mal wieder ein langer Eintrag geworden, beim nächstenmal, weiß ich dann vielleicht schon etwas mehr, wo es mich beruflich hin verschlagen wird.

Bis bald,
Euer Patrick

Donnerstag, November 02, 2006

Die erste(n) Woche(n)

Ja, jetzt bin ich schon fast zwei Wochen wieder in Darmstadt und die Zeit geht unheimlich schnell rum. Ich bin vorübergehend bei meiner Oma untergekommen, wo ich toll verwöhnt werde, aber leider kein eigenes Zimmer habe. Deshalb fahre ich auch an den Wochenenden länger nach Nidda, denn dort habe ich ein Zimmer, aber sonst auch nicht viel Komfort. Na ja, für ein paar Wochen geht das alles schon.
Ansonsten habe ich viel zu tun, hier in Darmstadt bin ich eigentlich täglich von morgens bis abends unterwegs. Ich habe schon meine Doktorarbeit über die Universitätsbibliothek veröffentlicht, mich bei der Agentur für Arbeit gemeldet, mein Auto wieder angemeldet, diverse Arztbesuche erledigt und die ersten Bewerbungen geschrieben und rausgeschickt. Und natürlich viele Bekannte und Kollegen besucht.
Viele haben mich gefragt, was mir denn auf meiner Reise am besten gefallen hat, oder was das Tollste/Verrückteste war. Das ist gar nicht so leicht zu beantworten bei einer Reise von fast 5 Monaten und in einem so vielseitigen Land wie Frankreich. Die schönsten Regionen sind meiner Ansicht nach die Bretagne, die Dordogne, die Provence, die Alpen und das Elass, jedes auf seine Art. Die schönsten Städte waren Bordeaux, Montpellier, Nimes, Grenoble und Colmar. Das spektakulärste war ganz klar meine Königsetappe in den Pyrenäen.
Trotz der langen Zeit und den vielen Kilometern, die ich unterwegs war, habe ich viel von Frankreich auslassen müssen oder bin nur kurz durchgefahren. Ich habe sogar ganze Regionen ausgelassen: Burgund (Dijon), Nord-Pas-de-Calais (Lille), Poitou-Charentes (Poitiers, La Rochelle); und größere Teile von Regionen: der Osten der Pyrenäen (mit Perpignan), der Osten der Provence (mit den Gorges du Verdon), den Süden des Zentralmassivs (mit den Flüssen Lot und Tarn und den Cevennen) und natürlich die Cote d'Azur. Das würde ich gerne noch irgendwann nachholen, entweder wieder mit dem Rad (dann aber als mehrwöchigen Urlaub und nicht allein) oder zu Fuß (in den Bergregionen) oder mit der Yacht (besonders die Cote d'Azur) oder vielleicht auch mal mit einem Hausboot auf einem der vielen Kanäle.
So, genug für heute, demnächst erzähle ich euch mal von den vielen kleinen Unterschieden zwischen Deutschland und Frankreich. Übrigens, wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, findet ihr unter den Links jetzt ein Fotoalbum2 mit einer Auswahl der Fotos von Bordeaux bis nach Hause!

Bis bald,
Euer Patrick